Frankentour 2021

Nachdem Corona zur allgemeinen Verdrossenheit die eine oder andere angedachte Tour vermasselt hatte, freuten sich Anfang August 25 Tourenteilnehmer auf vier Tage Kurvengenuss in Franken. Aufgrund der relativ vielen Anmeldungen wurden drei Gruppen gebildet, die zeitversetzt an der HEM-Tankstelle bei strahlendem Sonnenschein und ebensolcher Laune in das verlängerte Tourenwochenende starteten. Was alle Gruppenteilnehmer zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten, war der Umstand, dass ausgerechnet an diesem Donnerstag zahlreiche landwirtschaftliche Gespanne mit Überbreite, diverse Fahrschulen, tiefenentspannte Schönwetterfahrer und unzählige Lastkraftwagen die Streckenabschnitte der Bundesstraße blockieren sollten, die nicht durch Baustellen oder Geschwindigkeitsbeschränkungen im 30er Bereich zusätzlich für Unmut sorgten.

Während ein sehr kleiner Teil unserer neunköpfigen Gruppe stoisch hinter unserem Guide Heiko R. herzockelte, regte sich im mittleren bis hinteren Bereich der Truppe aufgrund des zähen Vorwärtskommens leichter Widerstand gegen die geplante Route. Die drohende Meuterei konnte aber bei unserem ersten Stopp mit Hilfe von Bratwurst und Kaltgetränken im Keim erstickt werden.

Frisch gestärkt und besänftigt ging es weiter in Richtung Unterkunft nach Altenkunstadt-Baiersdorf. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die Fahrt nochmals durch eine Pause zwecks Nahrungsaufnahme unterbrochen. Hier trafen alle drei Gruppen aufeinander. Es fand ein reger Austausch über die Speisekarte und sämtliche Widrigkeiten der örtlichen Verkehrsverhältnisse statt.

Nachdem man sich gegenseitig motiviert und Trost zugesprochen hatte, wurde der letzte Routenabschnitt in Angriff genommen und unser Hotel angefahren.


Von einer aufgeweckten Wirtin herzlich begrüßt, hatten wir als Tagessieger freie Platzwahl auf der lauschigen Terrasse und konnten den nachfolgenden Gruppen bereits die schmackhaftesten Biersorten des umfangreichen Angebots empfehlen. Nachdem alle gesund und munter eingetrudelt waren und jeder seinen Platz gefunden hatte, nahm ein gemütlicher Abend bei delikaten regionalen Speisen seinen Lauf.

Aufgrund der Tatsache, dass auch die Leute mit dem meisten Sitzfleisch kurz nach 22.00 Uhr von der Wirtin auf die Zimmer geschickt wurden, traf am nächsten Morgen bei bestem Wetter eine gut gelaunte, ausgeschlafene Gruppe im Frühstücksraum zusammen. Lediglich das unausgereifte Konzept in der Spiegel- und Rührei-Produktion sorgte für die Bildung kleinerer, dunkler Stimmungswölkchen, die sich aber relativ zügig verflüchtigten. 

Wie am Vortag auch, starteten nach dem Frühstück alle Gruppen zeitversetzt zu bereits ausgearbeiteten Touren. Unsere Gruppe wurde dieses Mal von Karl-Heinz angeführt und rollte als zweite Gruppe vom Hof. Leider nur für wenige hundert Meter. Das bockige Navigationssystem unseres Tourguides verabschiedete sich komplett und machte so eine Weiterfahrt erst mal unmöglich. Ein entspanntes Warten an der Bordsteinkante begann. Die idyllische Ruhe der umliegenden Landschaft wurde deutlich, nachdem ein Motor nach dem anderen erstarb, während Karl-Heinz in der aufziehenden Mittagssonne versuchte, die Richtung zu orten. Die Frustrationsgrenze wurde erreicht, als die letzte unserer drei Gruppen leicht irritiert an uns vorbeirauschte, um die vorgegebene Tour zu fahren. Nachdem der letzte Fahrer am Horizont verschwunden war, beschloss auch das Navi unter großem Jubel unserer Gruppe wieder zu arbeiten. Unser erstes Ziel war die Basilika Gößweihnstein, ein imposantes und beeindruckendes Bauwerk mit langer Geschichte.

Anschließend ging es weiter zum Aussichtsturm Hohenmirsberger Platte mit einer herrlichen Aussicht.

Dort trennten sich unsere Wege. Ein Teil der Gruppe machte einen Abstecher zum Skywalk und der Sommerrodelbahn in Pottenstein,

der restliche Teil begab sich auf die Suche nach der „Tanzlinde“ in Limmersdorf. Ein heikles Unterfangen, das aber mit der souveränen Unterstützung zweier ortskundiger Einheimischer gelöst werden konnte. Wir fanden eine alte Linde vor, um deren Stamm herum in luftiger Höhe ein Tanzboden auf Sandsteinsäulen gebaut war. Leider fehlte eine Aufstiegsmöglichkeit, womit ein Betreten des Bretterbodens nicht möglich war.

Allmählich diverser kultureller Eindrücke und der massiven Frischluftzufuhr überdrüssig, zog es uns ins Hotel zurück. Es folgte Stiefelbier, wieder sehr leckeres Essen und ein entspannter Ausklang des Tages.

Am dritten Tag übernahm Jürgen streckenweise den Job als Guide. Wie sich herausstellen sollte, ein Liebhaber von Offroadstrecken und Rebell der StVO. Unser erstes Ziel war der Aussichtsturm von Presseck. Leider mussten wir vor Ort feststellen, dass der Turm geschlossen und eine Besteigung nicht möglich war.

Also ging es weiter zum Weißenstädter See, einem beliebten Ausflugsziel mit diversen Sportmöglichkeiten im Fichtelgebirge.

Von da an lief, zumindest für unsere Gruppe, nichts mehr so wie eigentlich geplant. Die Fahrt zur Ochsenkopf-Seilbahn entpuppte sich als Abenteuer. Der Streckenführung seines Navis nachgebend, leitete uns Jürgen in einen sehr privaten, sehr verbotenen und sehr schmalen Weg ohne Wendemöglichkeit. Wie durch das eine oder andere Hinweisschild angekündigt, endete dieser Weg abrupt in sehr viel Natur. Es gab nur die Möglichkeit, durch ein hin- und herzirkeln der Maschinen auf dem Weg zu drehen und die Hanglage zu bewältigen. Ich war völlig überfordert, habe mein Motorrad vertrauensvoll zur Rettung der Situation weitergereicht und spreche allen, die diese Herausforderung gemeistert haben, meine absolute Anerkennung aus. Letzten Endes schafften wir es aber doch zur Seilbahn und wurden mit einer idyllischen Fahrt und herrlicher Aussicht belohnt.

Weil es schon relativ spät war, ging es auf einer völlig unspektakulären Wegstrecke zurück zum Hotel. Es folgte Stiefelbier, sehr lecker Essen vom Buffet und angeregte Gespräche, also ein richtig gemütlicher Abend. 

Am Sonntag ging es nach dem Frühstück relativ zügig Richtung Heimat. Lediglich ein paar Zwischenstopps an Eisdiele und Bratwurstbude unterbrachen die Fahrt, die unsere Gruppe über den Kyffhäuser und den Harz nach Hause führte. Abschied nahmen wir in Hohenhameln, von wo jeder noch in der Gruppe gebliebene seinen eigenen Weg nahm. 

Nach etwa 1300 km und vielen Stunden im Motorradsattel kann ich sagen: Alles in Allem war es eine gelungene, unfallfreie, trotz der Gruppengröße sehr harmonische Tour, die wieder mit viel Herzblut und Engagement von Reinhard ausgearbeitet wurde.

Ganz vielen Dank dafür!!!

Beate H. / Jürgen Ti. (02.09.2021)