Besuch der Meyerwerft - 20.01.2018

Am 20.01.2018 fand unsere Wintertour, eingefädelt von Heiko, zur Werftbesichtigung in Papenburg statt. An- und Abreise erfolgte sitzplatzgeordnet in privaten Pkw's  und dem VVV-Bus. Wir waren 20 Personen, die in den jeweils zugeordneten Fahrzeugen separat von Burgdorf über Bremen, Oldenburg, Leer, dann B70 bis Pbg. bzw. ab Oldenburg über die B401 (Küstenkanalstraße) nach Papenburg unterwegs waren. Die Strecke über Leer ist fast ausschließlich Autobahn und etwas schneller. Die 70 km Strecke über die B401 offerierte eine schöne Fahrstrecke mit den bekannten großen Hortensienhecken (in der Blütezeit besonders schön), entlang intakter Moorgebiete und Torfgewinnunggsflächen, vorbei an der Ehrenstätte des Konzentrationslagers Esterwegen zum Abzweig Papenburg-Obenende. Von hier ging es weiter, vorbei an vielen sehenswerten Denkmälern (z.B. Treidelschiffe, van-Vehlen-Brücke, Torfkähne, Bockwindmühle, typische Fehnhäuser ...) bis zum Treffpunkt vor dem Rathaus, vis a vis der großen Antoniuskirche zum Schiff Friederike (erbaut von den Lehrlingen der Meyer-Werft) in Papenburg-Untenende.

Hier wurden wir von unserem Guide empfangen und erhielten bei der ortsüblichen Teezeremonie mit Gebäck erste Hinweise zum Ort und zur Geschichte der Meyerwerft.

Die Gegend hieß bis zur Gebietsreform 1973 Kreis Aschendorf-Hümmling (Kennz. ASD) und wurde erstmals nachweislich um 800 zur Gründung der Taufkirche in Aschendorf-Ems erwähnt. Zu diesem Landkreis gehörte auch Papenburg. Mit der Gebietsreform wurden mehrere Landkreise zum heutigen Landkreis Emsland (Kennz. EL) zusammen gefaßt. Während Aschendorf an Bedeutung verlor hat Papenburg dazugewonnen. Papenburg erhielt 1861 Stadtrechte und am 1.1.1985 den Status "Selbständige Stadt". Heute leben im niedersächsischen  Papenburg 36 Tsd. Einwohner auf 120 km² .

Auf dem Wasserweg ist Papenburg für seegängige Schiffe von der Nordsee durch den Dollart über die Ems erreichbar. Papenburg ist der letzte Seehafen, die beschriebene Strecke ist eine Seewasserstraße. Hinter Papenburg, landeinwärts, ist die Ems dann eine Binnenwasserstraße mit Binnenhäfen. Um die kpl. Ems zu befahren, benötigen Freizeitskipper 2 verschiedene Führerscheine (Küstenschein + Binnenschein).

Die Werft befindet sich im Emsland, direkt an der ostfriesischen Grenze und hat dort seit 223 Jahren ihren Sitz (gegr. 1795). In jüngster Zeit wurden 2 Werften hinzu gekauft: Eine Werft in Finnland (Großschiffbau) und die Neptunwerft in Rostock (Flußschiffe). Auf der Meyer-Werft arbeiten 3000 Menschen, in Finnland 1700 und in Rostock 500 . Hinzu kommen unzählige Zulieferer. Der Umsatz beträgt jährlich 2 Mrd. Euro.

Nach Erhalt von Erstinformationen während der Teepause auf dem Museumsschiff, einer Brigg namens Friederike, ging es dann im Konvoi zur Meyerwerft.

Hier erfuhren wir, daß die Meyer-Werft in Deutschland Vorreiter für den Schiffbau aus Stahl war, zu einer Zeit als andere Werften noch an Holzschiffen festhielten. Die Auftragsbücher waren immer gefüllt und sind es schon jetzt für die nächsten 7 Jahre. Das Geheimnis der stets guten Auftragslage sind überragende Qualität und pünktliche Lieferung.

Die Werft ist immer noch in Familienbesitz und hat die Rechtsform einer GmbH. 1987 entstand das größte überdachte Baudock der Welt, das 1990 bereits um 100 m auf insgesamt knapp 500 m verlängert wurde. 2001 wurde ein zweites überdachtes Baudock errichtet, das inzwischen ebenfalls um 120 m auf nun 540 m verlängert wurde. Grund der Dockverlängerungen sind Nachfragen der Reeder nach immer größeren Schiffen. Während der 3-stündigen VIP-Führung erfuhren wir auch, daß die Schiffe heute eine Länge von etwa 400 m, eine Breite von 55 m, einen Tiefgang von 9 m haben und über 16 Decks verfügen. An Bord sind 4 Pools, 13 Restaurants und diverse Freizeitmöglichkeiten bis hin zur Cartbahn.

 Ein solches Schiff faßt ca. 5400 Passagiere plus ca. 2000 Besatzungsmitglieder und hat bis zu 4 Kapitäne an Bord. Die max. Geschw. beträgt 22,6 Knoten ( Knoten = Seemeile / Std.; 1 Seemeile = 1,852 km ;  22,6 x 1,852 = 41,86 km / h) . Das ist auf dem Wasser eine flotte Geschwindigkeit! Gebaut werden die Schiffe in Sektionsbauweise. Einen Einblick erhielten wir auch über die logistischen Herausforderungen, Kundenwünsche usw. Die Eindrücke wurden durch Filme, Modelle und die begleitenden Vorträgen des Guides untermauert.

Zum Schluß durften wir uns noch ein Arbeitsdock anschauen, wobei die Dimensionen erst richtig klar wurden.

Von ca. 90 Kreuzfahrtriesen auf den Weltmeeren stammen 55 Schiffe von der Meyerwerft. Dieser Schiffstyp ist umweltgerecht mit aufwendiger Technik unterwegs, im Gegensatz zu fast allen Frachtschiffen, die man im wahrsten Sinne des Wortes als Drecksschleuder bezeichnen kann.

Nach der ausführlichen Besichtigung unter guter Leitung ging es dann zur Stärkung ins Gasthaus "Smutje" in Papenburg, Hauptkanal links. Das schöne Gasthaus ist ein Fischrestaurant, in dem aber auch Fleischspeisen gereicht werden.

Zufrieden mit der Besichtigung und dem Essen wurde dann die Heimfahrt angetreten. Ein schöner, unvergesslicher Tag ging zu Ende. 

 HANS A. (28.01.2018)