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Herbsttour 2024  (29.08.-01.09.2024)


Unsere diesjährige Herbsttour führte uns nach Schwarzenberg im Erzgebirge, gestartet wurde an einem sonnigen Donnerstagmorgen um 8.00 Uhr in zwei Gruppen mit insgesamt 15 Motorrädern. Ein weiterer Teilnehmer sollte aus organisatorischen Gründen erst im Hotel auf uns treffen. Aufgrund der relativ langen Anfahrt über 400 Kilometer wurde im Vorfeld darauf hingewiesen, auf ausreichende Selbstversorgung zu achten. Die Pausenzeiten waren kurz bemessen, lange Aufenthalte in gastronomischen Einrichtungen waren nicht vorgesehen. Unser erster Pausenstopp erfolgte in Goslar auf einem McDonalds Parkplatz.

Ich kramte eines meiner beiden, von mir liebevoll belegten, Käsebrötchen aus der Tasche und genoss den unverhohlenen Neid meiner Mitfahrer bezüglich dieser durchaus appetitlichen Mahlzeit. Ein Teil unserer Gruppe verschwand in besagtem Restaurant, um kurz darauf neben den Motorrädern zügig die eine oder andere Leckerei im Schatten einer riesigen Kastanie zu verzehren. Bis auf einen Mitfahrer, er war verschwunden. Wir warteten. Die Zeit saß uns im Genick, wir bewahrten Ruhe und überlegten, was passiert sein könnte. Schließlich fasste sich unser Anführer ein Herz und marschierte, auf das Schlimmste gefasst, Richtung Restaurant um die Lage zu ergründen. Er kam alleine zurück, um Fassung ringend. Während wir bei bereits hochsommerlichen Temperaturen abfahrbereit in unseren Kombis schmorten, war unser Mitstreiter noch mit dem Verzehr von Cappuccino und Heidelbeermuffin beschäftigt. Wir befreiten uns wieder von Helm und Handschuhen und sehnten die Weiterfahrt herbei. Vielleicht wären wir diesbezüglich etwas zurückhaltender gewesen wenn wir geahnt hätten, was uns erwartet. Das die Straßen in diesem Land teilweise einem Schweizer Käse ähneln, ist nichts neues. Aber auf dem Weg zu unserem Domizil lernten wir tatsächlich neue Dimensionen des allgemein vernachlässigten Straßenbelags kennen. Während die Sonne brannte, polterten wir über alte Kopfsteinpflasterstraßen, Rollsplitt und Buckelpisten durch Wälder und weite Landschaften. Ich bin immer wieder erstaunt, wie belastbar der menschliche Körper ist. Nach gut neun Stunden und einer wirklich schönen Route erreichten wir endlich unser Hotel, genossen unser kühles Stiefelbier und verbrachten in großer Runde einen ersten gemütlichen Abend. Am nächsten Morgen weckte mich der Duft gebratener Würstchen, der Wind trieb die Abluft der Hotelküche in mein Zimmer. Ich schloss die Fenster, freute mich auf ein Marmeladenbrötchen und begab mich auf die Suche nach einem Kaffee. Unser erstes Ziel an diesem Morgen sollte das Luftfahrtmuseum in Morgenröthe-Rautenkranz werden. Gut gelaunt rollten wir den Hang vom Hotel hinunter und bogen auf die Hauptstraße ab. Wenige hundert Meter weiter bekamen wir plötzlich das Signal zum Wenden, unser Guide hatte die falsche Richtung eingeschlagen. Ich war begeistert, eine größere Freude kann man mir am frühen Morgen kaum machen. Wir sortierten uns neu und fuhren durch eine wunderschöne Landschaft zum Museum. Dort stellten wir fest, dass unser Drang nach Kurven und Frischluft weit über unserem Bedürfnis nach Geschichte stand. Wir inspizierten das Aussengelände, verzichteten auf einen Museumsbesuch und fuhren weiter zum Stausee Pöhl. Dort trafen wir in einer ansprechenden Location auf einen Gastronom der speziellen Art. Wir hatten etwas Mühe, uns einen Tisch auf der angeblich komplett reservierten Aussenterasse zu erkämpfen. Unser Versprechen, unsere Plätze beim Auftauchen der angekündigten riesigen Menschengruppe sofort zu verlassen, mussten wir nicht einlösen. Es kam niemand. Somit konnten wir in aller Ruhe bei herrlicher Aussicht unsere Getränke genießen, bevor es weiterging zur Göltschtalbrücke. Während sich die eine Hälfte unserer Gruppe in die Geschichte dieses beeindruckenden Bauwerks vertiefte, beschäftigte sich der andere Teil mit den, von uns ein wenig ignorierten, geforderten Parkgebühren für die schotterreiche Kraterlandschaft des Parkplatzes. Wir beschlossen, unser Geld lieber in Eis zu investieren und fuhren die nächste Eisdiele in 20 Kilometern Entfernung an. Das Eis war die Reise wert, im Anschluss lockte das Stiefelbier und wir fuhren zurück zum Hotel. Der nächste Morgen begann trübe. Es regnete feine Tröpfchen, alles lag im Dunst. Das erste Ziel des Tages lag in Frohnau, wir wollten das dortige Hammermuseum besichtigen. Um eine Anfahrt von 16 Motorrädern zu vermeiden, starteten unsere beiden Gruppen zeitversetzt. Wie im Leben so üblich, kam wieder alles anders als geplant. Der Guide unserer Parallelgruppe ordnete eine Übungseinheit im Wenden an, der Zeitplan verschob sich, an einer Querstrasse trafen unsere Gruppen aufeinander. Es kam was eigentlich nicht passieren sollte, wir fielen als eine geschlossene Gruppe bei strahlendem Sonnenschein in Frohnau ein.

Nach einer ausführlichen Besichtigung, die uns alle begeisterte, starteten wir wieder in getrennten Gruppen zum nächsten Ziel. Die folgenden Stunden wurden zu einer Herausforderung. Unser Guide verfiel in einen Kurvenrausch und war überhaupt nicht mehr zu bremsen. Eine Kurve folgte der nächsten, mir war die Aussicht mittlerweile herzlich egal. Endlich irgendwann an unserem Ziel, dem Hetzdorfer Viadukt, angekommen, probte unsere Gruppe den Aufstand. Rufe nach Bratwurst, Eis und Kaltgetränken wurden laut. Wir fanden ein schönes Blockhaus-Café und genossen die Pause. Eigentlich hätte ich bei der Getränkebestellung unseres Guides aufschrecken müssen. Als bekennender Koffeinverweigerer bestellte er sich das schwarze Teufelsgetränk. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Während wir alle davon ausgingen, dass es jetzt ohne große Schnörkel zurück zum Hotel gehen würde, führte die nächste Strecke zu einer alten, überdachten Holzbrücke. Unser kulturelles Interesse war erloschen, wir ließen unseren Guide die Brücke alleine erkunden. Ich vertrieb mir die Wartezeit mit Wendeübungen auf dem großen Busparkplatz, meine Leidensgenossen warteten ermattet an ihren Motorrädern auf das Ende der Besichtigung. In dem Wissen, es nur mit Kulturbanausen zu tun zu haben, starteten wir den nächsten Abschnitt ins kurvenreiche Nirgendwo. Nachdem selbst die Navigation unseres Anführers vor lauter Biegungen den Überblick verlor, begann die Truppe zu meutern. Wir wollten nach Hause, wir wollten ein kühles Stiefelbier, wir wollten duschen, zumindest ich wollte keine Kurven mehr. Sich der Mehrheit beugend, trat unser unter Koffeineinfluss stehender Guide die Rückfahrt zum Hotel an. Das wir dabei an einer Tankstelle fast einen unserer Mitfahrer verloren hätten, weil spontan zum Abzug zu einer schöneren Tankstelle geblasen wurde, erwähne ich jetzt nur am Rande... Der letzte Morgen startete früh, wir mussten unsere 400 Kilometer auch wieder zurückfahren. Dabei hätten wir schon fast bei der Abfahrt vom Hotel den ersten Teil unserer Gruppe samt Guide verloren. Als das letzte Drittel von uns an der Hauptstraße ankam, konnten wir nach einigem Suchen nur noch die Umrisse unserer Mitfahrer auf einer Hügelkuppe erkennen. Eile war geboten, wir fanden Anschluss. Kurze Zeit später erfolgte ein unplanmäßiger Pausenstopp und wir lernten das Phänomen der Rüttelblase kennen. Die schlechten Strassenverhältnisse können offenbar vereinzelt vermehrte Toilettenpausen provozieren. Wir ließen uns durch diesen Umstand nicht beirren und setzten unsere Rückfahrt planmäßig fort. Bis wir in einem idyllischen Örtchen auf eine Baustelle stießen. Nicht nur das. Neben den Barken standen drei Herren neben ihren Motorrädern, unschwer als das Produkt eines renommierten amerikanischen Herstellers zu erkennen. Während sie ratlos auf die vereinzelten, mit Schotter befüllten Streifen starrten, umfuhren wir hocherhobenen Hauptes souverän das Hindernis. Für unsere letzte Pause steuerten wir die Innerstetalsperre an. In gemütlicher Runde ließen wir die letzten Tage Revue passieren und starteten abschließend den letzten Streckenabschnitt Richtung Heimat.

Beate H. (06.10.2024)