Herbsttour 2023 (31.08.-03.09.2023)
Unsere Herbsttour führte uns nach Behringen in Thüringen, als Unterkunft war das Schlosshotel am Hainich auserkoren worden.
Wir waren 15 Teilnehmer, der Start sollte zeitig in zwei Gruppen ab Burgdorf erfolgen. Ich war bestens organisiert und bereitete mich tiefenentspannt auf unser verlängertes Tourwochenende vor. Die Ruhe fand ein jähes Ende als ich abfahrbereit auf dem Motorrad saß und mich die Information über eine defekte Scheinwerferbeleuchtung eiskalt erwischte. Ich überlegte fieberhaft, wen ich mit der Beseitigung dieses Problems beauftragen könnte. Als interessierte Leserin meines Handbuchs besitze ich theoretisches Wissen, welches ich gerne mit praxisorientierten Mitmenschen teile. Meine Wahl fiel auf eine ortsansässige KFZ-Werkstatt mit kurzem Anfahrtsweg. Den ratlosen Einwand des Meisters, dass Motorräder eher weniger bis gar nicht zu den üblichen Kandidaten zählen würden, wischte ich zuversichtlich beiseite. Also wurden im Rahmen der Kundenbindung zwei wehrlose Azubis mit dem Austausch des Leuchtmittels beauftragt. Das Projekt verlief ausgesprochen erfolgreich, leicht verspätet schloss ich mich meiner Gruppe an. Die Fahrt Richtung Osten fuhren wir im ersten Drittel relativ entspannt. Aufgrund meiner Erfahrungen vorheriger Touren in diesen Breitengraden weiß ich allerdings, dass einige Straßen durchaus Ähnlichkeit mit einem Barfußpfad aufweisen können. Ich war auf der Hut. Nicht umsonst! In einer idyllischen Ortschaft lag plötzlich ein malerisches Kopfsteinpflaster vor uns. Zur Abwechslung keine romantisch anmutenden Katzenköpfe sondern irgendein, offenbar willkürlich in den Boden gerammtes, Gestein. Ich war begeistert, bis dahin hatte ich keine Ahnung von der Existenz eines derartigen Straßenbelags. Einige Kilometer weiter sollte es dann allerdings noch heftiger kommen. Aufgrund eines Schütteltraumas kann ich mich nicht mehr an die exakten Rahmenbedingungen erinnern aber ich meine, dass wir zwischen Heckenpflanzen und Maisfeldern auf den Urvater sämtlicher Wegbefestigungen gestoßen sein müssen. Die Erschütterungen waren derart ausgeprägt, dass ich am Ende der Strecke mein Navi nur noch im Kopfstand ablesen konnte. Die Befestigung hatte kapituliert, das Display zeigte jetzt dem Scheinwerfer den Weg. Wir sortierten unsere Halswirbel neu, das Navi wurde wieder an seine ursprüngliche Position gedreht und weiter ging es durch Haarnadelkurven und weite Landschaften. Nebenbei bewunderten wir den Facettenreichtum an Blautönen der sich vor uns auftürmenden Regenfront. Wir hüllten uns in unsere Regenkleidung und setzten unsere Fahrt Richtung Restaurant am Seeburger See fort, um dort gemeinsam mit der anderen Gruppe unsere Mittagspause zu verbringen. Der Weg bis dahin war aber noch weit. Während die Mehrheit von uns schon von einem trockenem Plätzchen in ansprechendem Ambiente träumte und nichts Böses ahnte, war in unserem Guide offensichtlich eine ungezügelte Leidenschaft für naturbelassene Wegstrecken erwacht. Ihm arglos folgend, fanden wir uns plötzlich auf einer Wegstrecke wieder die harmlos begann, dann aber in einem Schlammbad ihren Höhepunkt fand. Nachdem wir ohne Zwischenfälle durch den Matsch gepflügt waren, trugen alle Maschinen das freundliche Einheitsbraun des Ackerbodens. Wir setzten unsere Fahrt fort und fanden nach einer kurzen Orientierungsphase den Parkplatz des Restaurants. Die unbefleckten Motorräder unserer Parallelgruppe waren bereits ordentlich geparkt, offensichtlich gab es auch eine matschfreie Route zu unserem Treffpunkt. Gemeinsam verbrachten wir die Pause bei schmackhafter Kürbissuppe in einer gemütlichen Location, den heftigsten Regen abwartend. Nachdem das Wetter sich etwas beruhigt hatte, starteten wir bei zunehmend aufklarendem Himmel Richtung Wanfried. Unsere letzte Pause vor der Ankunft im Schlosshotel verbrachten wir bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse der Gaststätte "Zur Schlagd'. Direkt an der Werra gelegen, genossen wir die Aussicht, begleitet von erfrischenden Kaltgetränken.
Das war auch nicht das Schlechteste. Wie wir einige Zeit später im Hotel feststellen mussten, fiel der eigens für uns hergerichtete Speiseraum doch sehr zweckmäßig aus. Eigentlich als Kreativraum genutzt, fehlte uns allen der gemütliche Rahmen. Unser Abendessen mümmelnd, sinnierten wir gemeinsam über diverse Verbesserungsmöglichkeiten nach.
Ohne eine wirklich zündende Idee beendeten wir einige Zeit später unsere Runde und verschwanden auf die Zimmer. Das Frühstück verbrachten wir in einem wesentlichen ansprechenderem Raum mit direkter Aussicht auf tiefhängende Wolken. Aufgrund der schlechten Wetterprognosen wurde über eine Verkürzung der anstehenden Tagestour diskutiert. Unsere Gruppe startete Richtung Norden, die Sommerrodelbahn Inselberg ansteuernd. Nun liegt es in der Natur der Dinge, dass der Ausgangspunkt einer Rodelbahn in relativ luftiger Höhe liegt. Wir fuhren durch die Wolken, feine Tröpfchen benetzten die Visiere, die Rodelbahn versank im Nebel. Wir verzichteten auf einen Halt und fuhren weiter zur Creuzburg nach Amt Creuzburg. Ein beeindruckendes Gemäuer, welches wir aufgrund der drohenden Regenfront nur kurz begutachteten. Nach einer Kaffeepause und dem Blick auf die WetterApp beschlossen wir, die Rückfahrt anzutreten. Alles war gut bis wir nach dem Durchfahren einer Ortschaft plötzlich vor einer Baustelle standen. Weil wir ja grundsätzlich sämtliche Baustellen umfahren, fiel der Blick unserer diskutierenden Anführer auf einen schmalen Schotterweg, der sich abseits der Straße zwischen stattlichen Waldbäumen schlängelte. Man winkte aufmunternd in unsere Richtung, gab Gas und verschwand im Grün. Nachdem sicher war, dass die Beiden leider nicht umkehren würden, polterten wir über Steine, Baumwurzeln und Grasnarben hinterher. Spätestens als ich einem tiefhängendem Ast nicht mehr ausweichen wollte und mein Helm Holz und Laub abwehren musste war ich überzeugt, an einer GS- Werbeveranstaltung teilzunehmen. Ich fahre immer noch ein anderes Model. Wir kämpften uns durch den Wald und die Tour wurde zügig fortgesetzt. Weil wir recht früh zurück waren beschlossen wir, einen Bratwurststand in der Ortschaft zu testen. Die Wurst bekam volle Punktzahl, zufrieden fuhren wir zurück zum Hotel. Diverse Stiefelbiere später tauchte unsere Parallelgruppe auf. Jedenfalls teilweise, irgendwie hatte die Truppe es geschafft sich zu teilen und zu unterschiedlichen Zeiten im Hotel anzukommen. Man nahm es mit Humor und wir verabredeten uns zum Abendessen. Dort erwartete uns beim Betreten des sehr nüchternen Raumes eine Überraschung. Ausgerechnet unser Hüter über Recht, Ordnung und Geschwindigkeitsbeschränkungen hatte im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten eine Wohlfühloase kreiert. Wir waren begeistert und voll des Lobes. Das beim ändern der Bestuhlung und dem umdekorieren der Kerzen Salz- und Pfefferstreuer zu Bruch gegangen waren, nahmen wir gelassen. In dem warmen Kerzenschein verlor auch das Quietschen der Stuhlbeine auf dem Bodenbelag seinen Schrecken. Wir verbrachten einen zweiten, wesentlich gemütlicheren Abend als am Vortag. Der nächste Morgen begann mit zaghaften Sonnenstrahlen. Während ich die nächtlichen Regentropfen von meiner Maschine wischte, wurde ich von meinem Nachbarn nach Panzerband gefragt. Aufmerksame Leser bemerken jetzt, dass diese phantastische Erfindung bereits während einer anderen Tour wertvolle Dienste leistete. Damals wurde der abgebrochene Schalthebel meiner Maschine fixiert, dieses Mal sollte eine Regenkombi abgedichtet werden. Beim Überstreifen über die nasse Kleidung waren die Nähte an entscheidenden Stellen geplatzt. Während ich nur Kabelbinder und Kettenspray mit mir führe, konnte eine hilfsbereite Mitstreiterin mit dem Klebeband aushelfen. Geregnet hat es allerdings nicht mehr. Wir starteten nach dem Frühstück zu unserem ersten Haltepunkt, dem Trusetaler Wasserfall.
Die Getränkepreise des dazugehörigen Cafés waren wesentlich imposanter als das herabstürzende Nass. Nach einem Schlenker an den Stausee Luisenthal fuhren wir weiter zur Märchenhöhle Meiningen. Bei strahlendem Sonnenschein suchten wir uns ein schattiges Plätzchen in dem darüberliegenden, heimeligen Märchenpark und genossen eine entspannte Pause. Der nächste Streckenabschnitt zum Schlosscafé Georgenthal verlief erstaunlicherweise ebenso unaufgeregt, ohne jegliche Offroadelemente, wie alle bisher gefahrenen Routen dieses Tages. Nachdem wir leckeres Eis vertilgt hatten ging es weiter, wieder zurück zum Hotel. Während wir unser Stiefelbier orderten, trudelte unsere zweite Gruppe ein. Wieder mit Verlust eines Mitfahrers, der das enthusiastische Herumgewedel seines Guides in Richtung unserer spektakulären Würstchenbude fälschlicherweise als Aufforderung zum Abbiegen auslegte. Ich konnte dieses Missverständnis sehr gut nachvollziehen. Die teilweise schwer zu deutenden Bewegungsabläufe meiner Vordermänner führen zeitweise auch bei mir zu Irritationen. Die Stimmung war gut, zumal der Abend warm und trocken war und wir nach dem Essen noch relativ lange im Innenhof des Schlosses sitzen konnten. Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück mit gepackten Koffern zurück Richtung Heimat. Nach einem schmackhaftem Eis in Hohenhameln zum Tourabschluss war dann auch schon wieder alles vorbei. Wieder eine schöne Tour mit viel guter Laune, schönen Routen, unvergesslichen Highlights und einem absolut entspannten Miteinander.
Beate H. (06.10.2024)