Himmelfahrtstour 2023 (17.05.-20.05.2023)

Unsere diesjährige Himmelfahrtstour führte mit 14 Teilnehmern direkt in das Naturschutzgebiet Rothaarkamm-Gebirge in Nordrhein-Westfalen. Weil wir uns für den Mittwoch als Anreisetag entschieden hatten und der eine oder andere Teilnehmer noch beruflichen Verpflichtungen nachkommen musste, verlief die Anfahrt etwas anders als sonst üblich. Der erste Teil der Gruppe traf sich, wie immer an "unserer" Tankstelle in Burgdorf, um dann den zweiten Teil der Truppe eine halbe Stunde später in Bilm einzusammeln. Die letzten fehlenden drei Mitfahrer starteten erst am Nachmittag und sollten dann tatsächlich fast pünktlich zum Abendessen im Hotel erscheinen.
Das Aufeinandertreffen in Bilm gestaltete sich ausgesprochen freudig, wir waren fast vollzählig. Lediglich auf ein besonders emsiges Mitglied der arbeitenden Bevölkerung musste noch gewartet werden. Gespannt lauschten wir dem sich nähernden Geräusch eines GS-Motors. Der Fahrer, der in einiger Entfernung an unserer Straßeneinmündung vorbei donnerte, kam uns bekannt vor. Wir waren irritiert. Es brummte wieder, unser Begleiter hatte offenbar gewendet und fuhr zurück. Wieder an uns vorbei, dieses Mal aber immerhin mit Blickkontakt. Das Beste hoffend, warteten wir die weiteren Geschehnisse ab. Das Motorengeräusch wurde wieder lauter, die GS bog tatsächlich um die Kurve und wurde von uns unter großem Jubel in Empfang genommen. Die Stimmung war ausgesprochen heiter, wir sortierten uns in zwei Gruppen und starteten bei frischem Wind und Sonnenschein zu 320 km Anfahrtsweg Richtung Lahnquelle ins Rothaargebirge.

Nach einigen Pausen und einer wirklich schönen Route näherten wir uns gegen 18.00 Uhr dem "Forsthaus Lahnquelle".

Ich registrierte ungläubig die Umgebung, es war mir tatsächlich geglückt mich selbst zu überraschen. Ohne es zu ahnen hatte ich uns ein Hotel gebucht, auf das wir während einer Tagesfahrt unserer letzten Himmelfahrtstour zum Kaffeetrinken gestoßen waren. Der Wiedererkennungswert war hoch, ich war begeistert, und meine Mitfahrer, die das Hotel größtenteils nicht kannten, glücklicherweise auch. Nach dem wohlverdienten Stiefelbier verbrachten wir bei einem hervorragenden Essen einen gemütlichen Abend im Restaurant des Hauses.

Der Himmelfahrtstag startete mit einem wunderbaren Frühstück. Infolge einer Zimmerstornierung hatten wir als kurzfristigen Ersatz einen Mitfahrer in unserer Runde, der aufgrund von schlaflosen Nächten in fremder Umgebung eigentlich nicht mehr an mehrtägigen Touren teilnehmen wollte. Umso erfreuter war ich als ich auf mein Nachfragen hin erfuhr, dass die erste Nacht erstaunlich gut verschlafen worden war. Hochmotiviert durch diese positive Berichterstattung, erkundigte ich mich am Buffet bei einem unserer Guides nach dem Verlauf seiner Nachtruhe. Er strahlte in die Runde und berichtete von einer Sachbeschädigung. Er wollte nächtens im Halbschlaf aus dem Bett springen, rummste aber stattdessen mit Schwung gegen die ungewohnte Dachschräge. Er hatte unser aufrichtiges Mitgefühl, die Stimmung erreichte schon vor dem Verzehr des ersten Frühstückseies ihren Höhepunkt. Die anschließende Tagestour umfasste 270 km und sollte sich zu einem Baustellenhopping entwickeln, begleitet von einem Schilderwald an Umleitungsempfehlungen. Das kürzlich absolvierte Offroadtraining machte sich bezahlt.

Zwischen den ganzen Baustellen fand sich dann eine kurvenreiche, landschaftlich wirklich schöne Route zur Marksburg. 

Meine konditionsschwache Mitstreiterin von der Burgenland-Tour und ich schleppten uns die Stufen zu dem historischen Gemäuer hoch. Während wir uns noch gegenseitig stützen mussten, prosteten unsere Mitfahrer sich bereits mit Kaltgetränken zu. Der Abstieg fiel wesentlich rasanter aus, die Abfahrt verzögerte sich trotzdem etwas. Einem unserer überzeugtesten GS-Fahrer war die Zahlenkombination seines Helmschlosses entfallen. Sämtliche Geburtsdaten und Telefonnummern nutzten nichts, der Draht musste mit Hilfe einer leicht überforderten Zange geknackt werden. Später beim Stiefelbier setzte die Erinnerung wieder ein, für das Schloss leider zu spät.

Am nächsten Morgen starteten wir bei Sonnenschein zu unserer letzten, 260 km langen Tagestour. Das Kurvengewedel vom Vortag steckte mir noch in den Knochen während sich schon wieder die nächsten Biegungen durch die Lande zogen. Ich verbiss mich im Helmpolster und gab mein Bestes. Dann war es mal wieder so weit. Durch einen Bremsfehler an einer Abbiegung erfolgte der obligatorische Umfaller zum Saisonauftakt. Inzwischen routiniert, robbte ich unter meiner Maschine hervor. Da mein Motorrad ebenfalls keine Schäden zu verzeichnen hatte, ging die Fahrt unbeirrt weiter Richtung Sorpesee. Ein lohnenswertes Ausflugsziel mit einem riesigen Schotterparkplatz, nach einer längeren Orientierungsphase wurde die schönste Stelle zum Frauenparkplatz geadelt.
Unsere nächste Kaffeepause fand in Bad Berleburg, in einem kleinen Café vis à vis des Schlosses, statt.

Das junge Personal war im Stress, man war im Laufe des Tages von zahlreichen Gästen überrannt worden. Dieser Umstand trug wohl auch erheblich dazu bei, dass bei unserer Bestellung einiges durcheinander gebracht wurde. Aber letzten Endes konnte alles auseinandergeprusselt und geklärt werden, die Schlussetappe zum Hotel wurde in Angriff genommen.
Unser letzter Morgen brach an. Nach dem Frühstück wurde das Gepäck verzurrt. Der eine oder andere Koffer musste mit Nachdruck geschlossen werden, jedenfalls an meiner Maschine. Ein Tourenteilnehmer aus unserer Mitte, seines Zeichens jahrelanger Fahrer zahlreicher Camper, hatte meinen, umsichtig mit diversen Materialien zur Notfallversorgung ausgerüsteten Tankrucksack, als Wohnmobil bezeichnet. Um den Beweis der schier unendlich anmutenden weiblichen Kritikfähigkeit zu liefern, änderte ich meine Packordnung mit der Konsequenz, dass zwei Herren unserer fröhlichen Runde im Schweiße ihres Angesichts meine Koffer zudrücken mussten, um mir die Abfahrt zu ermöglichen. Bevor es aber soweit war, beeindruckte uns der Guide unserer zweiten Gruppe mit einer geradezu exotischen Kopfbedeckung. Während er im Rahmen einer Erklärung einräumte, die erforderliche Falttechnik noch nicht völlig erfasst zu haben, bog sich die holde Weiblichkeit unserer Gruppe vor Lachen. Ich muss jetzt allerdings eine Lanze für unseren Guide brechen, wir hatten spontan auch keine Idee für eine optische Aufwertung des Desasters. Das ganze Gezuppel verschwand unter dem Helm und wir starteten in zwei Gruppen unsere Rückfahrt.

Fazit: Für mich war es eine der fröhlichsten und unbeschwertesten Touren seit längerer Zeit und ein schönes Hotel mit einer außergewöhnlich guten Verpflegung. Dass aufgrund der abgelegenen Lage kaum an eine Internetverbindung zu denken war, haben wir überlebt.
Es war schön mit euch, gerne wieder!

Beate H. (19.06.2023)